Halloween
- eine Gespenstergeschichte
„Nimm
den Mülleimerbeutel mit“, rief mir meine Mutter hinterher.
Ich
zog mir meine dicke Lieblingskuscheljacke an, schlüpfte in die
warmen Stiefel, packte den Müllsack und verließ das Haus.
Heute
war Halloween und mein Weg sollte mich zu einer echten Halloweenparty
führen, doch zuvor musste ich noch an der Mülltonne, die hinter
unserem Haus stand, vorbei.
Der
Wind fegte ums Haus, es war dunkel und ein wenig neblig. Trotz meiner
kuscheligen Daunenjacke begann ich zu frösteln, sodass ich mir die
Perücke, die ich übergezogen hatte, tiefer ins Gesicht schob. Den
Mond konnte man nicht sehen und so war es stockfinster hinter dem
Haus. Es war ganz still, nur die letzten Blätter auf dem großen
Eichenbaum rauschten etwas im Wind.
Vorsichtig
setzte ich Schritt für Schritt voreinander, denn ich wollte nicht
fallen.
Plötzlich
hörte ich vor mir ein merkwürdiges Geräusch. Ich blieb stehen.
„Ist da jemand?“, rief ich leise, doch niemand antwortete. Mein
Herz begann schneller zu schlagen und mir wurde warm. Die Perücke
juckte auf meiner Kopfhaut. „Jetzt sei kein Angsthase“, dachte
ich. „Was oder wer soll schon hinter dem Haus sein?“ Vorsichtig,
ohne meine Füße weit vom Boden zu heben, machte ich den nächsten
Schritt, doch da war es wieder, dieses schleichende Geräusch. Wie
angewurzelt blieb ich stehen. Ich riss meine Augen weit auf, damit
ich besser sehen konnte, aber es war einfach zu dunkel. „Das
bildest du dir doch alles nur ein“, sprach ich mir Mut zu. „Jetzt
los, bring den Müllbeutel weg und dann los zur Halloweenparty,
schließlich willst du doch nicht zu spät kommen.“
In
diesem Moment sah ich kleine Lichter an der hohen Eiche leuchten. Sie
sahen aus wie unzählige, gefährliche Augen. Die Lichter flackerten
und starrten mich an. „Hilfe, was ist das nur?“ Am liebsten wär
ich im Erdboden versunken. Ich drückte mich fester an die Hauswand
und ging in die Hocke. Mein Herz raste schnell und laut, ich konnte
den Pulsschlag bis in meinen Kopf spüren. Meine Hände wurden
feucht. Den Müllsack hatte ich fallen lassen. „Uaaaah, uaaah,
kamen die Geräusche von der Eiche. Jetzt bin ich verloren“, schoss
es mir durch den Kopf. Während die glühenden Augen bedrohlich näher
kamen, zerrte ich die Perücke von meinem Kopf , drückte sie vor
meine Augen und hielt den Atem an.
Auf
einmal hörte ich ein lautes Lachen. „Reingefallen“, schrien ein
paar Stimmen. Taschenlampen gingen an und ich erkannte meine Freunde
Markus, Oliver, Lena und Mia, die sich ihre Bäuche vor Lachen
hielten. „Ihr seid gemein“, flüsterte ich und begann zu heulen.
Doch im nächsten Moment musste ich lachen, denn ich war so
erleichtert, nicht mehr allein mit meiner Angst zu sein.
Ich
packte den Müllsack in die graue Tonne und wir rannten ausgelassen
lachend aus dem Garten. Die Halloweenparty konnte beginnen.