Samstag, 28. Dezember 2013

Bootsfahrt

Ruhig schaukelt mein Boot auf dem Wasser. Ich liege auf dem Rücken, den Blick zu einem wolkenlosen, blauen Himmel gerichtet, an dem einige Möwen kreischend ihre Kreise ziehen, wartend dass ein Kutter mit frischem Fisch vorbeikommt.
Der Strand ist nicht so weit entfernt, aber ich sehe ihn nur noch ganz verschwommen, die Menschen, die sich sonnen, dort spielen, in der Nähe des Strandes schwimmen, sind winzig klein, sie wirken schon fast wie Spielzeugfiguren. Allein die Tatsache, dass sie sich bewegen, macht mir bewusst, dass es tatsächlich Menschen sind. Zwischen ihnen und mir liegen nur vielleicht zweihundert Meter und doch sind sie so weit weg von mir. Ich kann weder ihr Lachen sehen noch hören. Kann nicht ihre Geschichten hören, ihre Lebensfreude spüren. Und mein Boot treibt auf dem Meer dahin, doch es bewegt sich keinen Zentimeter in Richtung Strand. Als wäre es an einer unsichtbaren Leine befestigt, so hält es seinen Abstand vom Strand, von den Menschen und von dem lebendigen Treiben, das dort herrscht. Während ich so liege und mich eine tiefe Traurigkeit überflutet, beginne ich wild mit meinen Händen zu paddeln. An den Strand, zurück an den Strand. Meine ganze Kraft lege ich ihn jede Armbewegung, ich paddle mit voller Kraft. Als mir der Schweiß von der Stirn tropft und auf meine Nasenspitze fällt, halte ich für einen Augenblick inne, um die Entfernung, die zwischen mir und dem Strand entstanden ist, abzuwägen, doch ich habe das Gefühl, dass sich der Abstand erst sehr wenig verringert hat. Ich greife mir die Ruder und beginne erneut wie besessen zu rudern, spreche laut zu mir und feure mich an. Mit regelmäßigen Rufen versuche ich mein Boot durch das Wasser zu treiben. Meine Hände beginnen zu schmerzen, ich kann fühlen, wie sich Blasen bilden, doch ich versuche, die Schmerzen zu ignorieren und konzentriere mich nur auf meine Bewegungen. Wie bei einer Meditation steigere ich mich in die Tätigkeit meiner Arme: und eins und zwei und eins und zwei. Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist, aber ich nehme plötzlich wahr, dass sich das Licht um mich ändert. Die Sonne spiegelt sich in dem stillen Wasser und lässt es glitzern. So als wären die Sterne vom Himmel gefallen, sieht es um mich herum aus. Eine unendliche Ruhe und Gelassenheit breitet sich aus, die mich ansteckt. Für einen Moment vergesse ich meine Arbeit, mein Ziel, das mir gerade noch so wichtig erschien. Ich lasse die Ruder los, lehne mich zurück und bewundere den Reichtum und die Schönheit um mich herum.